2009-10-14

Bank Run in Holland

Als das Schwarz-Weiss-Fernsehen aufkam, gab es zunächst viele alte Schinken aus Hollywood zu sehen, die man dann Sonntag Nachmittag zur Unterhaltung der gesamten Familie anschauen durfte. Unter Ihnen war It's a Wonderful Live mit James Stewart.

Jahrzehnte später erinnere ich mich dieser Tage an eine eindrucksvolle Szene aus dem Film, die Szen vom Bank Run:

Bei einem Bank Run (dt. etwa: „Ansturm auf eine Bank“) versuchen viele Anleger einer Bank zeitnah ihre Einlagen (Depositen) abzuheben. Da eine Bank meistens nur einen Bruchteil ihres Vermögens als Bargeld bereithält und der Hauptteil in längerfristigen Aktiva angelegt ist, kann dies zur Insolvenz einer Bank führen. [weiter]

Ich habe die Szene auf Youtube wiedergefunden:



Damals rettete der Bankdirektor seine Bank ganz romantisch mit 2000 Dollar, die er eigentlich für seine Flitterwochen abgehoben hatte.

Die Wirklichkeit sieht in diesen Tagen in Holland anders aus:
In den Niederlanden ist die Privatbank DSB pleite gegangen und das dank ihrer Kunden: In einer beispiellosen Nacht-und-Nebel-Aktion haben diese ihre Konten geräumt - und die DSB in den Ruin getrieben. Sie wird jetzt von der staatlichen Zentralbank DNB übernommen [weiter]

Was war geschehen:
Die kleine Privatbank DSB war durch Missmanagement in die Krise geraten, die Finanzkrise hat Lösungen, wie Übernahme durch andere Banken nicht möglich gemacht. Dies alles wurde öffentlich diskutiert. Am Wochenende haben Sparer Geld in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro auf andere Konten übertragen oder abgehoben; Banköffnungszeiten spielen da ja keine Rolle mehr, Internet und Geldautomaten machen es möglich.

Die Bank steht seit Montagmittag durch Gerichtsbeschluss unter Zwangsverwaltung der Niederländischen Zentralbank, ist zahlungsunfähig. Spar- und Giroeinlage sind bis 100.000 Euro gesichert, aber es geht keineswegs romantisch zu:
  • 1400 Sparer haben mehr als 100.000 Euro eingelegt, das Geld darüber hinaus ist weg, es sollen 450 Millionen Euro sein.
  • Kunden kommen nicht mehr an ihr Geld, sie konnten Montag, Dienstag und heute maximal 250 Euro je Tag an Automaten abheben, dann ist Schluss. Bis sie via Sicherungsfonds an ihre Spareinlagen kommen, vergehen Monate
  • Lebensversicherungen, die in Wertpapiere angelegt wurden, fallen (europaweit) nicht unter den Sicherungsfonds
  • Kunden zahlen jetzt trotz Zahlungsverpflichtung Kredite und Hypotheken nicht mehr zurück, rechnen gegen, was das Chaos erhöht.
  • Wer nicht rechtzeitig (diese Woche) bei seinem Arbeitgeber seine Kontonummer ändert, läuft Gefahr, das sein Gehalt im Nirwana verschwindet
  • usw.
Die Wirklichkeit ist nicht romantisch wie im Film, oder "gesichert", wie uns die Politiker gerne weismachen wollen. Wer hier jetzt täglich liest, hört, sieht, wie Betroffene, die z.Zt. nicht an IHR Geld kommen, ihr Leben von einem zum anderen Tag umstellen müssen, hat hierfür nur einen Begriff: Chaos.


1 comment:

  1. Das ist aber ganz schön heftig, ihr liebe Leut'. Ich will mir sowas nicht ausmalen müssen. Wenn man sich das so vorstellt, gehst zur Bank, nix da. Lohn weg und die die ihr Geld wollen, klopfen einem auf die Schulter. Nee, neee...

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