2009-08-11

Der Trug des Smaragd

Lange bevor Morakot am 2. August über dem Pazifik geboren wurde, hatte Emmanuel eine Reise für uns in den Süden von Taiwan vorbereitet. Über Umwegen haben wir das Ziel innerhalb von zwei Tagen geschafft. Je weiter wir gen Süden fuhren, je deutlicher wurden Spuren der Verwüstung durch Überschwemmungen. Morakot (thailändisch für Smaragd) hat das Land nach einer extremen Periode der Trockenheit mit viel Regen vor Notstandsgesetzen zur Wasserversorgung bewahrt und den (Reis-) Bauern die Hoffnung auf eine gute Ernte zurückgegeben. Einen Tag später, als der Morakot über das Land gezogen war, hat er die Wasserschleusen hinter sich noch mehr geöffnet und dem Süden die übelsten Überschwemmungen der letzten 50 Jahre beschert. Darum ist Morakot in Taiwan nachträglich als Jahrhunderttaifun in die Geschichte eingegangen: Viele Tote und Vermisste, Obdachlose, zerstörte Existenten. Wir haben in Taipeh nicht viel davon mitbekommen, aber jetzt, zwei Tage später.

Der kleine Touristenort im äußersten Süden der Insel, in dem wir sind, hat keine Wasserversorgung mehr, der Hotelier, bei dem Emmanuel gebucht hatte, hat uns mit einem traurigem "Sorry, no water", an seinem Nachbarn, der eine Zisterne hat, verwiesen; der wiederum freute sich über das extra Geschäft. Von einem zum anderen Tag hat dieses kleine Ferienparadies im Süden Taiwans kaum noch Touristen, der quirlige Badestrand, wo die Naturgewalten reißender Gebirgsflüsse und peitschende Seebrandung aufeinander trafen, ist verwüstet, Menschen suchen im Strandgut nach Brauchbaren, Kinder spielen mit flüchtenden Einsiedlerkrebsen. Es gibt hier keinen frischen Fisch mehr, von dem die meisten Restaurants leben, die seenahen Aquakulturen haben in der Sintflut ihre Fische, Krabben und Krebse an das Meer "verloren".

Wir haben nicht alles geknipst und gefilmt, was wir hätten aufnehmen können, dazu sind die Menschen hier zu traurig. Gleichwohl, ich habe mein bestehendes Picasa Album aktualisiert. Aber die Menschen lächeln in ihrem Kummer und räumen auf. Taiwan lebt mit Taifunen wie wir mit Gewittern, aber der Smaragd war segensreich und hinterhältig zugleich: der Insel hat er lang ersehntes Wasser gebracht, den Süden hat er gestraft, warum auch immer, keiner hat es voraus gesehen, keiner.

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