2009-08-13

ROAD CLOSED

Wir sind auf dem Rückweg aus dem Süden von Taiwan Richtung Taipeh im Norden. Emmanuel war mit uns die Westküste herunter gefahren und wollte die Ostküste wieder hinauf fahren. Daraus wurde nichts. Zur Zeit sind alle Ost-West-Verbindungen des Landes über die Berge unterbrochen, die Passstraßen sind alle mit Schlamm verschüttet, von der einzigen Schnellstraße zwischen Ost und West fehlt in den Bergen irgendwo ein Stück, weg gefressen von Morakots Sintflut. Der Ostteil Taiwans bleibt uns verschlossen.

Auch der Rückweg Über die Westküste gestaltet sich schwierig, zahlreiche Flussbrücken sind gesperrt, um Schäden an den Säulen zu reparieren und die Statik zu überprüfen. Alle Flüsse im Südwesten waren in nie erlebter Weise aus den Flussbetten gestiegen, um die Wassermassen aus den Bergen abzutransportieren, nachdem Morakot das Land bereits verlassen hatte. Die Flüsse kehren nun zurück in ihr altes Bett, und an den neuen Ufern geben sie dem Land die Bäume zurück, die sie aus den Bergen mitgerissen haben. Ganze Landstriche in Flußnähen und Strände in den Mündungsgebieten sind übersät mit kahlen Baumstämmen, Ästen und Zweigen.

In einigen Dörfern an den Bergrändern stehen Kolonnen von leeren Bauschutt-LKW und Soldaten auf Transporten, die auf ihren Einsatzbefehl in die Berge warten. Für sie sind Straßen reserviert, die für den allgemeinen Verkehr gesperrt sind. Wer von A nach B will, muss in diesen Tagen über C, D, E usw. fahren, doppelte km und Zeit einkalkulieren. ROAD CLOSED ist in z.Zt. das meist eingesetzte Sonderverkehrszeichen in Süd- Taiwan.


Ein gewaltiger Notstandsplan ist hier angelaufen. An allen Ecken und Enden Polizei und Verkehrsregler, die die Verkehrsströme umleiten. Und dabei bewegen wir uns lediglich am Randes der Notstandsgebiete, die sind abgeschlossen. Das Verkehrsmanagement macht einen professionellen Eindruck, Taiwan hat Erfahrung im Umgang mit Naturkatastrophen.

Die Weltpresse ist inzwischen wieder abgezogen, man hat die Toten gezählt, Schadenssummen addiert und spektakuläre Bilder übermittelt. Wie tiefgreifend die Infrastruktur geschädigt ist, erleben nur Taiwaner, oder versprengte Touristen wie wir, die vom Süden in den Osten wollte und im Westen angekommen sind.

ps: Sorry für das schlechte Layout, die Internetverbindung ist hier zu langsam, und ich bin müde und gehe ins Bett. Das wird repariert, wenn ich wieder zu Hause bin.

update 15.8.
Der Grund, warum wir nicht in den Osten kamen, ist keine ausgefressene Straße, sondern ein neues Flussbett. Das nachfolgende Foto habe ich Taipeh Times entnommen. Daraus wird deutlich, daß der dortige Fluß sich ein neues Flussbett gesucht hat. Die für den Ost-West-Verkehr wichtige Verbindung "Schnellstraße 9" ist, für die nächsten 6 Monate unterbrochen, auch die dort parallel laufende Zugverbindung.

Man stelle sich vor, über Nordrhein-Westfalen würde sich eine derartige Sintflut ergießen, der Rhein würde sich ein neues Flußbett am Hohenzollernring graben und Dom und Hauptbahnhof würden sich fortan auf einer Sandbank erheben. So ähnlich jedenfalls ergeht es den Menschen dort.





1 comment:

  1. Schade dass Osten unbereichbar ist; im Westen nichts neues...
    Jos

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